DIE BUNTEN HÖFE VON NEUSS

Inbus Viertel, Neuss | Städtebaulicher Entwurf zu einem Wettbewerb | 2017-2018

Projektbeschreibung

Städtebaulicher Entwurf zu einem Wettbewerb

Der Planungshorizont von einhundert Jahren legt die Parameter fest, deren Gültigkeit nicht nur auf technischen Erfordernissen beruht. Der Funktionsbegriff wird daher auf das soziale Gefüge erweitert, das Be- und Erleben städtischen Raums ist als gleichwertig mit dem Leben innerhalb ihrer Gebäude verstanden. Ziel ist es, die Durchwegung bewusst zu gestalten; wir entwerfen Stadtraum als spannungsvolle und visuell erlebnisreiche Szenerie mit Wiedererkennungswert, die von verschiedenen Mobilitätsformen angeeignet werden kann.

Die industrielle Vergangenheit des Ortes wird auf zwei Ebenen erlebbar gemacht. Einerseits wird vorgeschlagen, die Bausubstanz punktuell zu erhalten, andererseits sich durch die Proportionen und der Materialität in den Stadtraum einzugliedern. So entsteht der Platz des Quartiers auf dem früher die Zufahrt zum alten Heizwerk war, das markante Gebäude bleibt stehen, gleichermaßen identitätsbewahrend und -bildend. Die verschiedenartigen Fassaden werden in ihrer Feinheit bewusst genutzt, sie bleiben als Platzfassaden bestehen und werden durch höhere Neubauten ergänzt, die zum Platz hin Arkaden ausbilden. Eine bauliche Hinleitung zu gemeinschaftlichen Plätzen entsteht aus den stadtseitigen Fassaden, deren Materialität die Geschichte des Ortes widerspiegelt. Die Straßen unterbrechen das Platzgefüge nicht, die Gebäudefassaden bilden den visuellen Abschluss. Das Zusammenspiel von Verengung und Aufweitung im öffentlichen Raum greift die von Camillo Sitte formulierten Gedanken des „malerischen Städtebaus“ auf, ohne die Erkenntnisse der Moderne zu negieren. Jede Wohnung bekommt ausreichend Belichtung und Belüftung in Form von hofseitigem Freiraum, welcher intensiv begrünt ist.

Die programmatische Vorgabe der Kindertagesstätten wird mit dem Thema der städtebaulichen Blöcke verwoben – sie befinden sich in der geschützten Situation der Innenhöfe, um zum einen vom Straßenverkehr abgeschirmt zu sein und zum anderen zu einer tageszeitabhängigen Belebung beizutragen.

Die Quartierserschließung erfolgt in Form zweier separater Schleifen: Auf östlicher Seite wird die Salzstraße über die Karl-Arnold-Straße hinweg verlängert bis zum Weißenberger Weg. Sie legt sich um eine städtische Grünfläche herum. Eine fußläufige Fortsetzung besteht über den Quartiersplatz hinweg, was durch einen durchgehenden Bodenbelag verdeutlicht wird. Die Tiefgarageneinfahrt des Jobcenters ist durch den Block hindurch zu erreichen.

Im Westen schließt eine neue Straße nördlich an die Zufuhrstraße an und verbindet diese mit dem neuen Platz. Sie mündet in die Further Straße und setzt sich in der Marienstraße fort, deren leichten Schwung sie aufnimmt. Öffentliche Stellplätze sind hier in einem automatisierten Parksystem unter der Grünfläche vorgesehen. Am Platz wird gewerbliche Nutzung vorgeschlagen, da sich öffentliche Fläche und Nutzung der Gebäude in der Adressbildung gegenseitig stärken.

Anschluss an den Hauptbahnhof besteht über den Weißenberger Weg, die vorhandene Zone vor dem Jobcenter an der Karl-Arnold-Straße wird im Entwurf beibehalten und um ein Gebäude mit stärkerer Frequentierung erweitert, was der Zone eine platzartige Wirkung zuführt.



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